Baku, 19. November 2024. Während die zweite Woche der COP29-Klimakonferenz beginnt, bleibt die Finanzierung des „Loss and Damage“ Funds weiter unklar. Es ist kein Fortschritt in Sicht, obwohl dieser Fonds unvermeidbare und irreversible Klimafolgen dort abfedern soll, wo die anfälligsten Gemeinschaften eine Anpassung aus eigener Kraft nicht schaffen können.

Malawi, das südostafrikanische Binnenland, leitet die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) und bringt die dringliche Forderung nach konkreten Finanzzusagen auf den Verhandlungstisch. Nach Tropensturm Freddy im Jahr 2023 kämpft Malawi noch immer mit den verehrenden Folgen der Naturkatastrophe und kann den Wiederaufbau nicht alleine stemmen: Der Sturm, der als längster tropischer Wirbelsturm der Geschichte gilt, zerstörte Straßen, Brücken, Ernten und tausende Häuser. Die geschätzten Kosten für Wiederaufbau und Rekonstruktion belaufen sich laut einer Studie von CARE International, CARE Malawi, dem dänischen Roten Kreuz (DRC) und der Malawischen Rotkreuz-Gesellschaft (MRCS) auf 873 Millionen US-Dollar.

„Ich habe alles verloren“

Die Folgen des Zyklons sind noch immer spürbar: Tausende wurden vertrieben, Familien sind noch tiefer in die Armut gerutscht. Über 2.500 Menschen, darunter 700 Kinder unter fünf Jahren, leben auf von der Regierung bereitgestelltem Land. Lucia Moses, Mutter von sieben Kindern, die aus einem überfluteten Feld gerettet wurde, sagt: „Ich habe alles verloren. Ich hatte Vieh, Essen, Land zum Bewirtschaften und ein kleines Geschäft. Schauen Sie sich mein Haus an – es ist nicht stabil genug. Wenn es wieder regnet, wird es weggespült. Ich mache mir große Sorgen.“
Tropensturm Freddy war kein Einzelfall: Seit 2010 hat Malawi 17 schwere Überschwemmungen, vier Stürme und drei Dürreperioden erlebt. In diesem Jahr verschärft das Wetterphänomen El Niño die Nahrungsmittelknappheit – 5,7 Millionen Menschen sind akut von Hunger bedroht, ein Rekordwert.

Ein Tropfen auf den heißen Stein

Der Loss and Damage Fund könnte Ländern wie Malawi helfen. Doch seit seiner Einrichtung auf der COP28 in 2023 fehlt es an konkreten Beiträgen. Lediglich 660 Millionen US-Dollar wurden bisher zugesagt – ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu den Kosten verheerender Ereignisse wie Zyklon Freddy.

„Die Finanzierung kommt viel zu langsam,“ kritisiert Chikondi Chabvuta von CARE International in Malawi. „Milliarden sind nötig, aber vor Ort ist kaum etwas angekommen. Es ist erschütternd, wie wenig Engagement es gibt, dabei geht es um Menschenleben.“ Chabvuta betont zudem die nicht-ökonomischen Schäden wie psychische Traumata, Verluste von Biodiversität und kulturellem Erbe.

Es steht viel auf dem Spiel: Klimafolgen könnten bis zu 20 Prozent von Malawis Bruttoinlandsprodukt kosten. Ohne ausreichende Unterstützung drohen dem bislang politisch recht stabilen Land eine Verschärfung der sozialen Spannungen und in der Folge möglicherweise Konflikte. Die Regierung und Partner wie CARE setzen verstärkt auf antizipative Maßnahmen, um vorhersehbare Klimarisiken abzumildern. Doch dafür braucht es ausreichende Mittel, sonst bleibt der Wiederaufbau ein Wettlauf gegen die Zeit – in einem Land, das kaum zur Ruhe kommt, bevor die nächste Katastrophe zuschlägt.

Medienkontakt

Bei Fragen oder zur Vermittlung von Interviewpartner:innen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Grafik die eine weibliche CARE-Mitarbeiterin illustriert.