Eine Spirale der Gewalt versetzt aktuell Haiti in Angst und Schrecken. Besonders die Hauptstadt Port-au-Prince ist betroffen, wo sich immer mehr Menschen der Gefahr von Tod, Verletzung oder Vertreibung ausgesetzt sehen, da sich bewaffnete Kräfte inmitten bewohnter Straßen Auseinandersetzungen liefern. CARE zeigt sich speziell besorgt um die Situation von Frauen und Mädchen, welche im besonderen Maße von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht sind. Nur unzureichende Möglichkeiten zur medizinischen Versorgung eskalieren die Lage zusätzlich.

CARE plädiert an alle Akteur:innen in Haiti, dem Schutz der Zivilbevölkerung oberste Priorität einzuräumen und eine humanitäre Versorgung zu ermöglichen!
 

Eine Familie ist mit Gepäck auf der Flucht.
Eine Familie in Port-au-Prince begibt sich mit wenigen Habseligkeiten auf die Flucht. (Foto: Guerinault Louis/Anadolu via Getty Images)

Gewalt greift um sich

„Das Ausmaß der Gewalt seit Ende Februar ist in seiner Intensität außergewöhnlich. Die Situation in Port-au-Prince ist angespannt  und unvorhersehbar", sagt Muhamed Bizimana, stellvertretender Länderdirektor von CARE Haiti. „Jeder ist besorgt, lebt in Angst und viele haben traumatische Erfahrungen machen müssen. Es ist nie vorhersehbar, wann und wo die Gewalt als nächstes ausbricht.“ Ein weiterer Mitarbeiter von CARE-Haiti berichtet von bewaffnetet Raubüberfällen und Einbrüchen am helllichten Tage, bei denen Familien bedroht und vertrieben werden. „In den letzten vier Tagen habe ich pro Nacht nur zwischen 20 Minuten und einer Stunde geschlafen", führt er aus.

Der Bedarf an Notunterkünften, Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und sauberem Wasser ist in Haiti bereits jetzt enorm. Schon vor der Eskalation der Gewalt war fast jede zweite Person im Land – rund 5,5 Millionen Menschen - auf Hilfe angewiesen. Gleichzeitig hat die internationale Gemeinschaft große Mühe, den steigenden Bedarf an finanziellen Mitteln zu decken.
 
Die Straßen in Port-au-Prince sind mittlerweile menschenleer. Zahlreiche Familien sind geflohen und bei Freunden, Verwandten oder in Notunterkünften untergekommen. Andere sitzen in ihren Häusern fest und trauen sich kaum für die Tür, weil sie befürchten, in bewaffnete Konflikte zu geraten. Insgesamt zählt das Land nun rund 362.000 Binnenvertriebene, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Hauptstadt untergebracht sind.
 

Eine Frau mit einem Kind auf dem Arm neben einem Auto mit Einschussloch. (Foto: Foto: Guerinault Louis/Anadolu via Getty Images)

Zahlreiche Menschen hungern

Eine weitere große Herausforderung sind die Unterbrechungen der Lieferketten zum Beispiel durch geschlossene Flug- und Seehäfen. Dadurch wird der Transport von Nahrungsmitteln in die Hauptstadt und darüber hinaus erschwert und verschärft die Nahrungsmittelkrise weiter. Fast fünf Millionen Haitianer:innen sind von einer Ernährungsunsicherheit betroffen - 1,6 Millionen leiden unter akutem Hunger.

Gleichzeitig ist nur eines von fünf Krankenhäusern in Haiti funktionsfähig. „Obwohl die Gewalt in Port-au-Prince am schlimmsten ist, leidet die gesamte Bevölkerung unter dieser Notlage. Dies gilt auch für die Menschen in den Provinzen, in denen die Versorgungsketten und der Transport von Gütern und Menschen entweder unterbrochen oder durch den eingeschränkten Zugang und die Gewalt stark beeinträchtigt sind", sagte Bizimana.

Er führt weiter aus: „Die Menschen hier beweisen trotz allem eine große Widerstandsfähigkeit, doch sie brauchen dringend unsere Unterstützung."

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Über CARE in Haiti

CARE ist seit 1954 in Haiti tätig und unterstützt die Menschen an fünf Standorten außerhalb der Hauptstadt mit Bargeld, Nahrungsmitteln und Notunterkünften. Außerdem bietet CARE den Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt Unterstützung an. Der Fokus unserer Arbeit liegt auf Frauen und Mädchen. Die Projekte werden dabei von lokalen Partnerorganisationen durchgeführt.