In Ostafrika droht eine neue Heuschreckenplage
Letztes Jahr zogen Milliarden Heuschrecken durch Ostafrika, Teile Asiens und die Arabische Halbinsel. Die Nahrungsmittelversorgung von Millionen von Menschen wurde drastisch beeinträchtigt. Aktuell wachsen neue Heuschreckenschwärme in Somalia heran. So könnten auch dieses Jahr die Ernten wieder komplett zunichtegemacht werden und allein in Somalia könnten bis zu 2,7 Millionen Menschen – das sind rund 20 Prozent der Bevölkerung – unter akuter Nahrungsmittelknappheit leiden.
Helfen Sie Menschen im Kampf gegen die Heuschreckenplagen!
Was ist eine Heuschreckenplage?
Heuschrecken sind Insekten, von denen es mehr als 28.000 Arten gibt. Sie kommen weltweit in allen terrestrischen Lebensräumen und mit wenigen Arten auch im Süßwasser vor. Sie ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen und neigen zur Massenvermehrung. Es kommt besonders dann zu einer Massenvermehrung, wenn viele Heuschrecken gleichzeitig an einem Ort ein reiches Nahrungsangebot vorfinden. Die sonst einzeln lebenden Heuschrecken bilden dort riesige Schwärme.
Durch die ständigen Berührungen wird der Botenstoff Serotonin ausgeschüttet. Die Larven werden in einen Erregungszustand versetzt und verändern ihr Aussehen und Verhalten. Deswegen sind einzelne Heuschrecken grün, aber Heuschreckenschwärme gelb-braun gemustert. So verwandeln sich die einzelnen harmlosen Heuschrecken in einen zerstörerischen Schwarm. Heuschreckenschwärme können an einem Tag mehr als 130 Kilometer weit fliegen und Gebiete mit einer Breite von bis zu 250 Kilometern abdecken.
Verbreitung der Heuschrecken: Ostafrika und Südasien
Wo gibt es die Heuschreckenplage & wie oft kommt es dazu?
Alle paar Jahre kommt es zu einer Ansammlung von kleineren Heuschreckenschwärmen in verschiedenen Gebieten Afrikas. 2020 gab es in Somalia und Äthiopien so viele große Heuschreckenschwärme, wie seit 25 Jahren nicht mehr. Diese Unregelmäßigkeiten machen es schwierig, die Insekten zu beobachten, ihr Verhalten zu analysieren, um Informationen für ihre Bekämpfung zu sammeln und sich auf ihr Auftauchen vorzubereiten. Umso größer ist die Bedrohung, wenn es zu solch riesigen Schwärmen kommt.
Die Heuschreckenplage hat 2020 weltweit 23 Länder erreicht. Darunter sind Länder in Süd- und Zentralasien, wie z.B. Afghanistan und Pakistan, und Länder in Afrika, wie Kenia, Äthiopien, Somalia und Südsudan. Innerhalb von sechs Monaten hat sich letztes Jahr die Anzahl der Heuschrecken um das 400-fache erhöht. Auch den Jemen auf der Arabischen Halbinsel haben sie 2020 erreicht. Dort tauchten sie bereits 2018 infolge starker Regenfälle auf. Die dortigen extremen Wetterereignisse haben den Insekten ideale Brutbedingungen geschaffen.
Schlimmste Heuschreckenplage seit 25 Jahren
2020 gab es in Somalia und Äthiopien so viele große Heuschreckenschwärme, wie seit 25 Jahren nicht mehr.
Gefahr durch die Heuschreckenplage
Die Heuschreckenschwärme breiten sich exponentiell aus und zerstören die ohnehin schon durch die Klimakrise betroffenen Ernten in Ostafrika, Süd- & Zentralasien und im Jemen. Millionen Menschen verlieren Pflanzen, die den Hauptbestandteil ihrer Nahrung ausmachen. Ebenso bleiben kaum Samen übrig, um sie später wieder zu pflanzen. Menschen stehen somit kurz vor einer katastrophalen Hungerkrise. Das hat negative Folgen für die Wirtschaft und beeinträchtigt den Lebensunterhalt von vielen Gemeinden. Die Heuschreckenplage bringt außerdem erhebliche Gesundheitsrisiken mit sich. Die Heuschreckenschwärme werden mit Chemikalien bekämpft und Menschen müssen darüber aufgeklärt werden, wie gefährlich diese sind und dass sie den Kontakt damit vermeiden sollen.
Die durch die Heuschreckeninvasion verursachte Nahrungsmittelknappheit übt insbesondere Druck auf Frauen und Kinder aus. Frauen und Mädchen sind ohnehin schon diejenigen, die sich um Landwirtschaft oder häusliche Arbeiten wie Kochen, Kinder- und Krankenbetreuung kümmern. Nun lastet auf ihren Schultern auch noch die Ernährungsunsicherheit. Durch die Folgen der Heuschreckenplage sind sie es oft, die am wenigsten essen, was zu starker Unterernährung führt. Die Situation in den betroffenen Ländern verschlechtert sich rasant aufgrund der kombinierten Folgen der Coronavirus-Pandemie, der herrschenden Konflikte und des Klimawandels.
Folgen der Heuschreckenplage in Ostafrika, Asien und auf der Arabischen Halbinsel
Ostafrika
Ostafrika ist das Epizentrum der aktuellen Heuschreckenkrise. Die Heuschreckenplage dort zeigt dramatische Auswirkungen vor allem für die Landwirtschaft. In Äthiopien, Kenia, Somalia, im Südsudan und im Sudan sind bereits über 25 Millionen Menschen von Hunger und Ernährungsunsicherheit betroffen. Viele Menschen im Osten Afrikas haben bereits jetzt wegen früherer Dürren und Überschwemmungen nicht genug Nahrung und die Coronakrise hat die Lage nochmals verschärft. Wenn die Insektenschwärme nicht erfolgreich aufgehalten werden, gehen noch mehr Ernten verloren und die Lebensgrundlage von Millionen Menschen wird weiter beeinträchtigt. Die aktuelle Lage und die aktive Bedrohung durch das tödliche Coronavirus birgt massive Gefahren für alle Menschen.
Süd- und Zentralasien
In vielen Teilen Süd- und Zentralasiens erhöhen die Folgen von Heuschreckenplagen und durch den Klimawandel bedingten Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Wirbelstürme den humanitären Bedarf. Anfang letztes Jahres riefen die Behörden in Pakistan den landesweiten Notstand aus, als Heuschreckenschwärme die Ernten dezimiert hatten und dadurch die Lebensmittelpreise stark gestiegen waren. Die Heuschreckenschwärme sind aus dem westlichen Nachbarland Iran nach Pakistan eingedrungen und haben Felder mit Baumwolle, Weizen und Mais zerstört. In Afghanistan sind jetzt schon negative Folgen auf Frauen und Mädchen zu erkennen. Neben der Heuschreckenplage, die einen Mangel an Nahrungsmitteln verursachte, haben viele Frauen auch durch die Coronavirus-Ausgangssperre in der Landwirtschaft ihren Arbeitsplatz verloren.
Die Arabische Halbinsel
Von Ostafrika aus haben riesige Heuschreckenschwärme die Arabische Halbinsel erreicht. Anhaltende Regenfälle in der Region haben ihre Vermehrung noch verstärkt. Besonders im Jemen schädigen die Insekten Ackerland. Dort herrscht seit mehr als sechs Jahren Krieg und geschätzte 82 Prozent der Bevölkerung sind bereits jetzt auf humanitäre Hilfe angewiesen. Millionen Menschen fehlt der Zugang zu Lebensmitteln, Wasser, Bildung und aktuell sehr wichtiger medizinischer Versorgung. Die Heuschreckenplage in Kombination mit der Coronavirus-Pandemie stellen Millionen von Menschen dort vor eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit. Eine weitere großflächige Ausbreitung der Insekten auf der Arabischen Halbinsel könnte zu einer dramatischen Hungerkatastrophe führen.
CARE hilft gegen die Heuschreckenplage
Gemeinsam vor Ort helfen
CARE unterstützt die betroffenen Gemeinden daher nicht nur mit Lebensmitteln, sondern hilft auch den Regierungen, Informationen über die Heuschreckenplage zu sammeln. Im Südsudan beispielsweise sind CARE-Mitarbeitende vor Ort aktiv und sammeln Insektenproben. Sie befragen die betroffenen Gemeinden bezüglich der Größe der Schwärme und der Richtung ihrer Schwarmbewegung.
In Uganda hat CARE eine Regierungskampagne unterstützt, um Berwohner:innen zu informieren, welche Folgen der Einsatz von verschiedenen chemischen Substanzen zur Insektenbekämpfung auf Menschen haben kann. Denn dort werden Insekten normalerweise zu einem traditionellen Gericht verarbeitet und Menschen riskieren so eine Vergiftung.
Spenden, um die Heuschreckenplagen zu bekämpfen
CARE hilft seit Jahren in allen betroffenen Ländern mit humanitärer Hilfe und aktuell auch mit Hygiene- und Präventionsmaßnamen gegen das Coronavirus. Besonders in der aktuellen Situation, in der Menschen Lebensmittel, Saatgut und Viehfutter zum Überleben brauchen, ist diese Hilfe essenziell. Die lokalen Regierungsbehörden, Nichtsregierungsorganisationen und die freiwilligen Helfer:innen vor Ort kennen die wiederkehrenden Probleme, die eine Heuschreckenplage mit sich bringt. Seit Jahren wird intensiv daran gearbeitet, die Ausbreitung der Schwärme zu verhindern. Es wird zum Beispiel in Sprühausrüstungen, Flugzeugeinsätze und Pestizide investiert, um die Insekten aus der Luft zu bekämpfen. Leider ist eine Einschätzung des Ausmaßes der Verbreitung der Insektenschwärme nicht immer möglich.