Als in der Nacht des 6. Februars 2023 im Südosten der Türkei und im Nordwesten Syriens die Erde bebte, änderte sich für Millionen Menschen ihr Leben schlagartig. Über Nacht standen sie buchstäblich vor den Trümmern ihrer Existenzen. Unter ihnen war auch Landwirt Omer aus der türkischen Gemeinde Kırıkhan in der Provinz Hatay. Er und seine Familie wurden im Schlaf durch die starken Erdbeben überrascht. Sie verloren dabei ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage. 

Dank der multisektoralen Hilfe von CARE erhält die Familie nun umfassende Unterstützung beim Wiederaufbau. In unserer Galerie teilt Omer seine bewegende Geschichte. 

Omer steht vor zerstörten Häusern und blickt in die Kamera.

Omer, 52, lebte gemeinsam mit seinen vier Kindern, seiner Frau und seiner Mutter in einem beschaulichen Haus auf dem Land. Als am 6. Februar 2023 das erste Mal die Erde bebt, ist es mitten in der Nacht: „Wir wurden um 4 Uhr durch das Erdbeben aus dem Schlaf gerissen. Zuerst war es nur ein leichtes Beben, sodass wir entschieden, im Haus zu bleiben. Dann wurde es jedoch immer stärker und der Strom fiel aus. Sofort bereuten wir unsere Entscheidung, im Haus geblieben zu sein, denn eine Wand direkt neben unserem Bett brach in sich zusammen. Meine Tochter hatte eine Platzwunde am Kopf. Voller Angst versteckten wir uns unter dem Sofa, bis wir schließlich ins Freie flohen. Meine Mutter, die durch einen Schlaganfall in ihrer Mobilität eingeschränkt ist, konnten wir erst später aus dem Haus retten.“ 
 

Omer zeigt auf seinen neuen Anhänger.

Auf das erste starke Erdbeben folgten mehrere Nachbeben. Für die Familie war es besonders schwierig, Schutz zu suchen, denn in ihr zerstörtes Haus konnten sie nicht mehr zurück. Hinzu kamen heftige Regenfälle und Temperaturen um die  –5 Grad Celsius. „Solch niedrige Temperaturen kommen hier nur einmal alle zehn Jahre vor und nun geschah es genau zum gleichen Zeitpunkt, wie die Erdbeben. Die ersten Tage schliefen wir mit zwölf Personen in unserem Anhänger, bis wir schließlich ein Zelt bekamen. Eine sichere Unterkunft war unsere oberste Priorität.“ 

Der vom Erdbeben zerstörte Stall von Omer.

Nicht nur das Wohnhaus wurde durch die heftigen Erdstöße zerstört, sondern auch der Stall, in dem Omer Kühe, Schafe und Ziegen hielt. Die Mauern und das Dach hielten den Erdbeben nicht stand. „Als ich nach meinen Tieren schaute, sah ich, dass einige von ihnen nicht überlebt hatten“, berichtet Omer. Für ihn als Landwirt war dies ein besonders großer Schock, denn die Tiere sicherten ihm und seiner Familie den Lebensunterhalt. 

Ein paar Schafe stehen auf der Weide und fressen.

Die Tiere, die die Erdbeben überlebt haben, leben derzeit auf engstem Raum auf Omers Grundstück. Da es nur wenige Schattenplätze gibt, drängen sie sich dicht aneinander, um etwas Schutz vor der Sonne zu finden. Doch diese Enge führt dazu, dass sich Krankheiten unter den Tieren schnell ausbreiten. Die hohe Inflation für landwirtschaftliche Produkte stellt Omer vor zusätzliche Herausforderungen. Während Düngemittel und Pestizide im Preis gestiegen sind, ist der Verkaufspreis von Tieren drastisch gesunken. 

Ein weißes Zelt, indem Omer jetzt lebt.

Auch eineinhalb Jahre nach dem Erdbeben leben Omer und seine Familie in dem Zelt, das ihnen nach der Katastrophe bereitgestellt wurde. Das Zelt bietet im Winter nur wenig Schutz vor Kälte und im Sommer sind die Temperaturen unerträglich heiß. Ihr ehemaliges Wohnhaus betreten sie nur gelegentlich, um in einem Gemeinschaftsraum zu kochen – und das, obwohl das Gebäude alles andere als sicher ist. Die ehemaligen Schlafzimmer sind völlig zerstört. 

Das vom Erdbeben zerstörte Haus von Omer.

Für Omer ist insbesondere der Wiederaufbau des Stalls überlebenswichtig. „Ein besserer Unterschlupf für meine Tiere wäre eine große Entlastung. Ich könnte sie dann wieder sicher halten, mehr produzieren und ein höheres Einkommen erzielen, um schlussendlich mein Haus wieder aufzubauen. Das würde uns wieder Stabilität und Frieden geben, was ich mir sehr wünsche.“

Durch ein CARE-Projekt in seiner Region erhält Omer nun Unterstützung für den Wiederaufbau des Stalls. Ziel des Projektes ist es, Menschen, die von der Landwirschaft leben, zu stärken, sodass sie ihren Lebensunterhalt wieder bestreiten und auf eigenen Füssen stehen können.

Omer steht neben einer seiner Kühe.

„Ich war schon immer ein Landwirt und werde es auch weiterhin sein. Ich bin mir der Risiken bewusst, ein Haus in einer erdbebengefährdeten Region neu zu bauen. Wir müssen jederzeit darauf vorbereitet sein, dass so eine Katastrophe wieder passieren kann. Umso wichtiger ist es, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und keine Kompromisse mehr in Sachen Sicherheit und Stabilität einzugehen.“ 

Omer mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn.

Erdbeben sind Realität. Es war eine harte Zeit aber auch harte Zeiten bringen Menschen manchmal zusammen und machen uns stärker. Unsere Gemeinde und die Nachbarschaft haben immer zusammengehalten. Trotzdem bin ich natürlich besorgt über das, was noch kommen mag. Es bleibt aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für meine Kinder und das ist das Einzige, was für mich zählt.“ 

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