Mindestens 148 Städte und Gemeinden im Nordwesten Syriens sind von den Erdbeben betroffen. Nach Angaben des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN OCHA) sind die meisten Toten und Verletzten in der Kleinstadt Harim im Gouvernement Idlib sowie in Afrin und Jebel Saman im Gouvernement Aleppo gemeldet worden. Zudem wurden im Nordwesten Syriens mehr als 1.800 Gebäude vollständig und über 8.700 Gebäude teilweise zerstört. Etwa 57 Prozent der zerstörten Gebäude befinden sich in Harim und Afrin.
In Harim und Afrin gibt es viele Menschen, die sich wegen des anhaltenden Konfliktes seit Jahren auf der Flucht befinden. In Harim machen 1,2 Millionen Binnenvertriebene 88 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, in Afrin sind es mit etwa 300.000 Binnenvertriebenen 66 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Doch was steckt hinter diesen Zahlen? Wir haben Menschen aus den betroffenen Regionen gefragt, wie sie das Erdbeben erlebt haben und welche Gegenstände sie aus ihren Häusern retten konnten:
Das haben sie mitgenommen:
Amira und Shams
Amira und Shams schliefen, als die Erde zu beben anfing. Das Haus wackelte stark. Zusammen mit ihren Eltern verließen sie es so schnell wie möglich. Mit vielen weiteren Menschen standen Amira und Shams dann plötzlich bei klirrender Kälte und im Regen auf der Straße. Der Vater von Amira und Shams holte noch die Zeichenhefte und einige Haushaltsutensilien aus dem Haus.
Ammar
Ammar, Ehemann und Vater von zwei Kindern, wurde zunächst aufgrund des Konflikts aus seiner Heimatstadt Homs vertrieben und lebte in der Stadt Afrin im Norden Aleppos. Bevor er nach dem Erdbeben mit seiner Familie 150 km weit wegzog, konnte er diese Gegenstände noch aus dem beschädigten Haus retten. Den Mörser hatte er für seine Frau mitgebracht - es war ein Geschenk ihrer Großmutter.
Anas
Anas, Vater von zwei Töchtern, konnte seine Familie noch während des Erdbebens aus dem Gebäude retten. Auch seine Mutter hat es geschafft, das Haus rechtzeitig zu verlassen, sodass sie gemeinsam fliehen konnten. Anas konnte noch ein Stofftier, eine Uhr und ein paar weitere Gegenstände aus dem Haus mitnehmen.
Mohammed
Mohammed wurde 2018 durch den Konflikt aus seiner Heimatstadt Damaskus vertrieben. Er ließ sich daraufhin in Afrin, Aleppo, nieder und gründete Jahre später eine Familie. Bei dem Erdbeben verloren er und seine Frau ihre neun Tage alte Tochter. Mohammed behielt die Kleidung seiner Tochter, einen kleinen Plüschbären, den er ihr gekauft hatte, sowie ein paar andere Dinge, die er unter den Trümmern bergen konnte.
Qasem
Qasem wurde durch den Konflikt innerhalb des Landes vertrieben, bevor er sich in Afrin, Aleppo, niederließ. Er und seine Familie erlebten durch das Erdbeben erneut Vertreibung. Qasem konnte sich, seine Frau und seine Kinder rechtzeitig aus dem Haus retten. Ihm ist es gelungen, einige persönliche Gegenstände aus dem Haus zu bergen. Unter anderem eine besondere Schatulle, ein Geschenk seines Vaters und Großvaters sowie einen Ring, den er von einem bereits verstorbenen Freund bekam und schon seit mehr als 15 Jahren besitzt.
Shahd
Shahd und ihre Schwester teilten sich ein Zimmer. In kalten Winternächten schliefen sie im Zimmer ihrer Eltern. Dort konnten sie sich besser warmhalten, da diese einen Holzkamin hatten. So auch in der Nacht des Erdbebens. Sie hatten Glück, denn durch das Beben verwandelte sich ihr Zimmer in einen Schutthaufen. Nach wenigen Tagen gelang es den beiden Schwestern, ein paar ihrer Sachen herauszuholen.
Um Khalil
Um Khalil lebt gemeinsam mit ihrer Familie im Dorf Bafillur in Afrin im Norden Aleppos. In den ersten Momenten des Erdbebens rannten sie raus aus dem Haus. Alle überlebten. Nun leben sie in einem Zelt, welches in der Nähe ihres beschädigten Hauses aufgestellt wurde. Dieser Teppich, den Um Khalil präsentiert, ist ihr wertvollster Besitz.
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