Hiba streichelt eine ihrer Kühe.

Für viele Menschen in Syrien ist der Alltag eine Herausforderung. Kaum ein Lebensbereich blieb seit 2011 krisenfrei und in Wirtschaft und Gesellschaft sind die Auswirkungen des Bürgerkrieges massiv spürbar. Hunderttausende haben in den letzten 13 Jahren ihr Leben verloren und mehr als 80 Prozent der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Vor 2011 waren es nur 10 Prozent. Der wirtschaftliche Zusammenbruch, die Kämpfe, Vertreibungen und eine nahezu komplett zerstörte Infrastruktur führten dazu, dass mittlerweile über 16,7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.

Zwar keimt nach dem Sturz des Assad-Regimes wieder Hoffnung im Land auf, doch der Wiederaufbau wird lang und beschwerlich sein. In dieser Gemengelage jährt sich am 06. Februar eines der schwersten Erdbeben in der Geschichte Syriens zum zweiten Mal. Das Beben zerstörte damals dutzende Häuser und ganze Existenzgrundlagen. Zahlreiche Menschen bezahlten die Katastrophe mit ihrem Leben. Die Auswirkungen sind heute immer noch spürbar.

Auch für die 30-jährige alleinerziehende Mutter Hiba stellte das Beben einen Wendepunkt im Leben dar. „Als ich das Ausmaß der Zerstörung sah, war ich schockiert. Alles um uns herum war kaputt. Kein Stein stand mehr auf dem anderen“, erzählt sie. Hiba führt seit 2020 einen kleinen Viehzuchtbetrieb am Rande von Idlib. Sie verkauft Milch und Käse. Von ihrer Arbeit kamen sie und ihre vier Kinder gerade so über die Runden.

 

Hiba im Gespräch mit einer Frau.
Kühe stehen auf einer Weide.

„Das Beben hat einige meiner Tiere das Leben gekostet und große Teile meines Hofs und meiner Geräte zerstört. Ich stand im wahrsten Sinne vor den Trümmern meiner Existenz.“ Man hört die Verzweiflung in Hibas Stimme, als sie von den Folgen des 06. Februars 2023 spricht. Zunächst fühlte sie sich hoffnungslos, doch um den Kopf in den Sand zu stecken blieb keine Zeit. Die junge Mutter brauchte dringend eine neue Existenzgrundlage, um ihre Familie durchzubringen. Eines ihrer Kinder ist außerdem krank und die Kosten der medizinischen Behandlung muss Hiba ebenfalls selbst tragen.

Hiba steht neben einer Kuh.

CARE unterstützt mit seinen Partnern im Nordwesten Syriens Frauen beim Wiederaufbau ihrer Unternehmen. Im Fokus stehen vor allem kleine und mittlere Betriebe. Dazu hat der CARE-Partner Humanitarian Relief Association (IYD) ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem 50 Frauen, die ihre Existenzgrundlage bei dem Beben verloren haben, finanziell unterstützt werden. Außerdem werden Kurse angeboten, bei denen es um Marketingstrategien aber auch Management und Betriebswirtschaft geht. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Europäische Union. „Ein Freund erzählte mir von dem Projekt. Das Geld und die Schulungen waren genau das, was ich in meiner ausweglosen Situation brauchte. Ich wusste direkt: Das ist eine echte Chance für mich. Deshalb habe ich mich umgehend beworben.“ Hiba hatte schon vor dem Erdbeben den Wusch, sich und ihren Betrieb weiterzuentwickeln, doch ihr fehlten die Mittel. Mit Freude erfuhr sie, dass sie an dem Projekt teilnehmen konnte.

Hiba steht in ihrem Geschäft und unterhält sich mit einer Frau.

„Ich hatte endlich wieder Luft zum Atmen. Mir fiel solch eine Last von den Schultern, als ich von der Zusage erfahren habe. Endlich hatte ich wieder eine Perspektive“, erzählt sie. Mit der Perspektive kam auch die Hoffnung auf ein besseres Leben zurück. Durch die finanzielle Unterstützung aus dem Projekt konnte sie neues Equipment für den Hof kaufen, was ihre Arbeit erleichtert. Zusätzlich hat sie ihr Sortiment erweitert und erreicht dadurch mehr Kundschaft. Durch Kurse in BWL kann Hiba jetzt Kosten und Gewinne genauer kalkulieren und so effizienter arbeiten. „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, finanziell nicht nur stabil, sondern auch unabhängig zu sein“, erzählt Hiba stolz. „Ich würde mein Geschäft gerne noch weiter ausbauen, um noch mehr Produkte anbieten zu können.“

CARE-Projekte wie dieses unterstützen Frauen gezielt, die sich neben ihren beruflichen Verpflichtungen oft zusätzlich noch um ihre Familien kümmern müssen. Die finanzielle Unterstützung ermöglicht Unabhängigkeit und die erlernten Fachkompetenzen stärken die Unternehmerinnen langfristig. Am Ende bleibt Menschen wie Hiba die Hoffnung auf Normalität und einen weniger herausfordernden Alltag in Syrien.

Unterstützen Sie die CARE-Hilfe für Unternehmerinnen in Syrien mit Ihrer Spende!

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