Safaa kauert auf einem Teppich in ihrer einfachen Unterkunft. Von draußen dringt die kalte und nasse Luft hinein. Es ist unmöglich, den Innenbereich aufzuheizen. Nicht nur weil die Wände kaum isoliert sind, sondern auch, weil Safaa nichts hat, womit sie heizen könnte. „Wenn es regnet, dringt das Wasser hier ein. Der Boden wird dann nass und schlammig und es gibt keine Möglichkeiten, sich warm zu halten“, erklärt die vierfache Mutter.

Safaa sitzt mit ihren zwei Kindern auf dem Boden.

Das Zuhause der 32-jährigen und ihrer Familie ist seit einigen Jahren eine Zeltstadt nördlich von Aleppo. Aus ihrer Heimat in der Nähe von Idlib musste sie mit ihren Kindern fliehen. „Ich habe das Leben dort geliebt“, erzählt Safaa und ihre Augen fangen an zu leuchten bei der Erinnerung an ihre alte Heimat. „Wenn ich morgens aufgewacht bin, hörte ich den Gesang der Vögel. Eines Tages jedoch verstummte das Gezwitscher. Seitdem hörten wir nur noch den Klang der Granaten.“ Gemeinsam mit ihren Kindern ging sie zunächst nach Salqin. Doch auch hier war die kleine Familie nicht sicher und so kamen sie 2018 in das Geflüchtenencamp bei Aleppo.

Safaa und ihr Sohn gehen in ihre Unterkunft.
Safaa sitzt mit Sohn auf Bank.

Hoffnung keimt auf

Viele Syrer:innen haben nach dem Sturz des Regimes wieder Hoffnung auf ein neues, besseres Leben. So auch Safaa. Trotzdem ist der Bedarf an humanitärer Hilfe weiterhin groß. Das liegt vor allem daran, dass so vieles im Land zerstört ist. Auch Safaa würde eigentlich gerne in ihr Heimatdorf zurückkehren, um wieder den Vögeln zu lauschen. „Ich kann nicht einfach zurück“, erklärt die Mutter jedoch und führt aus: „Alle Häuser in unserem Dorf sind zerstört. Wir haben keine Schulen, keine Krankenhäuser, nicht mal Strom oder einen Wasseranschluss.

Safaa und ihr Sohn steigen aus einem Krankenwagen.

Alltag in einer Zeltstadt

Solange die Infrastruktur derart zerstört ist, bleibt Safaa und vielen anderen nichts übrig, als weiterhin in den Zeltstädten zu bleiben. Und das, obwohl der Alltag hier sehr hart ist. Als Safaa ausführen möchte, was die Lebensbedingungen für Auswirkungen auf ihre Kinder haben, fängt ihre Stimme vor Verzweiflung an zu zittern: „Einmal hatte meine Tochter hohes Fieber. Ihr schlechter Zustand war sichtbar und doch konnte ich nur hilflos neben ihr sitzen. Es gibt keinen Arzt, keine Medikamente – einfach nichts, was ihre Schmerzen hätte lindern können. Ich saß neben ihr und betete. Mehr konnte ich nicht tun. Können Sie sich vorstellen, was das für ein Gefühl ist? Sein eigenes Kind leiden zu sehen und nichts – aber auch wirklich nichts - tun zu können? Meine Kinder sind noch sehr klein. Sie bräuchten warme Kleidung, Schuhe und Decken. Manchmal gehen sie hungrig ins Bett.“

Es sind die alltäglichen Dinge, an denen es mangelt und die das Leben derart schwierig machen, insbesondere im Winter. „Das Camp ist kein Ort zum Leben, sondern nur um zu überleben“, fasst Safaa zusammen. Auf die Frage wofür es sich dennoch zu kämpfen lohnt, erklärt sie: „Meine Kinder – sie aufwachsen zu sehen, ist das, was mich antreibt. Ich ertrage das alles für sie. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben. Sie sollen einmal ein normales Leben führen können, zur Schule gehen, satt sein und nicht frieren. Das ist alles, was ich mir wünsche.“

Safaa sitzt mit Sohn im Krankenwagen.
Mit einem Krankenwagen stellt CARE eine Verbindung zum Al-Amal Krankenhaus für die Campbewohner:innen her.

Wie CARE hilft

Das Al-Amal Krankenhaus liegt in der Stadt Azaz und ist einer der wichtigsten Gesundheitseinrichtungen in der Region. Spezialisiert ist die Einrichtung auf die Gesundheit von Müttern und ihren Kindern. Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Violet und der finanziellen Unterstützung durch das Auswärtige Amt, konnten Transportverbindungen eingerichtet werden, die das Krankenhaus nun auch von dem Zeltlager, in welchem Safaa lebt, aus erreichbar machen.

Für Safaa ist dies zumindest eine kleine Erleichterung: „Meine größte Angst war es, dass meine Kinder wieder krank werden, weil hier kein Krankenhaus in der Nähe ist. Diese Situation war auch für schwangere Frauen ziemlich gefährlich, weil sie keine Transportmöglichkeiten hatten, um das nächste Krankenhaus zu erreichen, sollten sie Komplikationen mit ihren Babys haben. Das hat sich jetzt durch Violet und CARE geändert. Darüber sind wir alle sehr froh und es schenkt uns Hoffnung.

Safaas Sohn wird untersucht.

Als Safaa mit ihrem vierten Kind schwanger war, konnte sie bereits das Krankenhaus besuchen und ihre Schwangerschaft wurde medizinisch begleitet. Und Safaa ist kein Einzelbeispiel. Im Jahr 2024 konnte das Krankenhaus rund 47.000 Mütter und Kinder mit ambulanten und stationären Gesundheitsdiensten versorgen. In der stationären gynäkologischen Abteilung wurden 3.150 Frauen medizinisch versorgt und 2.600 Kinder geboren. Damit ist das Al-Amal Krankenhaus eines der wenigen noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen in Syrien

Aktuelle Debatten und Maßnahmen, welche zu Kürzungen von Budgets in der humanitären Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit führen, bedrohen solche Einrichtungen wie das Al-Amal Krankenhaus ganz unmittelbar. CARE, gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Violet, setzt alles daran, diese Hilfe für Mütter wie Safaa und ihre Kinder aufrecht zu erhalten. Unterstützen Sie uns dabei mit Ihrer Spende!


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