Seit mehr als vier Jahrzehnten kommt Afghanistan nicht zur Ruhe. Auch fast drei Jahre nach dem Machtwechsel, so konstatieren es internationale Hilfsorganisationen, spielt sich in dem Land eine der schwerwiegendsten humanitären Krisen weltweit ab. Insbesondere Frauen und Kinder leiden unter den Folgen.

Mehr denn je sind afghanische Gemeinden auf humanitäre Hilfe angewiesen. Eine dieser Gemeinden ist das Dorf Tawhid Abad in der Provinz Ghazni.

Frauen stehen in der Gemeinschaftsküche im Dorf Tawhid Abad und bereiten Essen zu.
Die Köchinnen in der Gemeinschaftsküche bereiten Suppe zu.

Gemeinsam gegen den Hunger

Für die Bewohner:innen von Tawhid Abad ist CARE eine wichtige Stütze. Im Rahmen eines Ernährungsprogramms hat CARE hier sogenannte „Gemeinschaftsküchen“ eingerichtet, welche den Bewohner:innen Zugang zu kostenlosen Mahlzeiten ermöglichen. Zusätzlich wurden Arbeitsplätze geschaffen: Alle beschäftigten Köch:innen stammen aus der Region und bereiten sechs Tage die Woche Essen für die Menschen in ihrer Gemeinde zu. 

Fatima in Nahaufnahme in einer Gemeinschaftsküche.

Zu diesen Menschen gehört auch Fatima: „Überall herrscht Armut, unser Alltag ist von Hunger bestimmt", erzählt sie. „Täglich gehen wir in die Gemeinschaftsküche und erhalten dort Essen. Das ist eine große Hilfe für uns, denn früher hatten wir nur Tee und Brot.“

Wie viele Menschen in Afghanistan ist Fatima auf Unterstützung angewiesen: „Gerade bin ich alleine zu Fuß hierhergekommen. Ich habe einen älteren Ehemann und keine Arbeit. Ich habe niemanden, der mich finanziell unterstützen kann und auch keine Freunde oder Verwandte im Ausland. Ich komme jeden Tag hierher, bringe meinen eigenen Topf mit und nehme das Essen mit nach Hause. Wir leben in einem gemieteten Haus mit insgesamt zehn Personen. Die Lebensmittel aus der Gemeinschaftsküche reichen für uns alle aus.“

Jeden Tag um die Mittagszeit machen sich die Bewohner:innen von Tawhid Abad zu Fuß auf den Weg über die staubigen Straßen in Richtung ihrer nächstgelegenen Gemeinschaftsküche. Die meisten von ihnen sind Frauen. In ihren Händen tragen sie leere Lebensmittelbehälter aus Metall, in denen sich genug warme Mahlzeiten transportieren lassen, um eine fünfköpfige Familie bis zu drei Mal am Tag versorgen zu können.  

Frauen sitzen auf dem Boden in der Gemeinschaftsküche.
Eine Frau kniet auf dem Boden. Vor ihr sind Schüsseln mit Brot.

Selbstbewusstsein stärken

Besonders für Frauen hat sich nach dem Machtwechsel in Afghanistan viel verändert: Ihr Leben ist wieder wesentlich eingeschränkter, sie können vielerorts nicht arbeiten und sind mit einem Bildungsverbot belegt. Die Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit im Land führen jedoch dazu, dass sie in ihren Familien Führungsrollen einnehmen müssen. Wie also an Geld kommen, wie das eigene Selbstbewusstsein stärken, um für die Familie da zu sein? Auch diesen Problemen nehmen sich die Gemeinschaftsküchen an.
 

Köchinnen stehen in der Gemeinschaftsküche und bereiten Essen zu.

„In unserer Küche inspirieren wir uns gegenseitig“, erzählt Qadeera Mahmoudi, eine der Küchenmitarbeiterinnen in Tawhid. „Wir lernen voneinander, wie man verschiedene Gerichte zubereitet. Das gemeinsame Programm stärkt unser Selbstbewusstsein. Wir haben eine Beschäftigung, haben ein Einkommen und stärken dabei noch unsere lokale Wirtschaft.“ In der Gemeinschaftsküche arbeiten fünf Männer und fünf Frauen. Täglich kocht das kleine Team Mahlzeiten für bis zu 150 Personen. „Die Menschen kommen hierher und wir nehmen dann ihre Bestellung auf. Wir kochen alle möglichen Gerichte, wie Bulani, Burger, Samosa und Suppe“, berichtet Qadeera. „Wir bereiten viele verschiedene Speisen zu.“ 

Früher betrieb CARE in dieser Region drei Gemeinschaftsküchen. Vor kurzem sind drei weitere hinzugekommen. Durch diese Erweiterung kann CARE noch mehr bedürftige Menschen erreichen und bis zu 900 Mahlzeiten pro Tag ausgeben. Das Programm wurde mittlerweile auch auf die Provinz Herat ausgeweitet und spielte eine entscheidende Rolle bei der Verteilung von Lebensmitteln an die Menschen, die von den verheerenden Erdbeben im Oktober letzten Jahres betroffen waren.

Frau steht in Gemeinschaftsküche. Körbe mit Essen sind im Hintergrund.

CARE-Hilfe in Afghanistan

„Die Gemeinschaftsküche hat nicht nur meine mentale Gesundheit gestärkt, sondern mir auch geholfen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Ich habe hier vieles gelernt und das hat mich dazu ermutigt, Risiken einzugehen und unternehmerisch tätig zu werden. Dadurch habe ich nun eine Einkommensquelle und kann meine eigenen Träume und die meiner Familie erfüllen“, erzählt Shakar , eine Teilnehmerin des Programms.

In verschiedenen Projekten arbeitet CARE in Afghanistan daran, das Leben der Menschen zu verbessern. Dazu zählen die Bereiche Gesundheitsversorgung, Ernährung, Resilienz und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Einen besonderen Fokus hat die CARE-Hilfe stets auf die Situation von Frauen und Mädchen. Reshma Azmi, stellvertretende Länderdirektorin für CARE Afghanistan, sagt dazu: „Mit den Gemeinschaftsküchen können wir besonders Frauen in vielerlei Hinsicht stärken. Sie fördern außerdem den sozialen Zusammenhalt, was die Gemeinden insgesamt nach vorne bringt.“

Bitte unterstützen Sie die CARE-Hilfe in Afghanistan mit Ihrer Spende.

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