„Ich bin im achten Monat schwanger, aber das ist das erste Mal, dass ich zum Arzt gehe“, erzählt Belqees* (30), während sie in einer mobilen CARE-Klinik in der afghanischen Provinz Balkh auf ihre Behandlung wartet. Wie viele Frauen im Norden von Afghanistan  wohnt Belqees zu weit von einem öffentlichen Krankenhaus entfernt und kann sich die Transportkosten nicht leisten. An den Besuch einer Privatklinik ist gar nicht zu denken. Die mobile CARE-Klinik ist für sie die Lösung: Etwa 80 bis 100 Patient:innen besuchen sie in diesem abgelegenen Dorf an diesem Tag, die meisten von ihnen hätten sonst gar keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Auf sie warten neben einem Arzt auch eine Hebamme, ein Impfarzt, ein Ernährungsberater und ein psychosozialer Betreuer.

Ein Arzt in Afghanistan spricht mit einer Mutter, die ihr Kind auf dem Arm hat

Jamila, 28*, erzählt: „Mein Mann ist Tagelöhner, aber er hat seit Beginn des Winters keine Arbeit mehr gefunden. Er hatte einen Motorradunfall und leidet seither an psychischen Problemen. Manchmal helfen uns unsere Nachbar:innen mit Brot und Mehl. Wenn ich kann, wasche ich für sie Wäsche, um Geld für das Essen meiner Kinder zu verdienen, auch wenn das wegen einer Armverletzung sehr schmerzhaft ist. Ich konnte mit dem Arm noch nicht zum Arzt, dafür hat das Geld bisher nicht gereicht. Dass die mobile CARE-Klinik nun zu uns gekommen ist, ist ein großes Geschenk.

Ich habe zwei Kinder, Shahnaz, 3, und Razia, 2, die beide seit ihrer Geburt an Unterernährung leiden. Uns fehlten die Mittel, um sie richtig versorgen zu können. Durch die Ernährungspakete von CARE hat sich der Gesundheitszustand meiner Kinder verbessert. Hätte CARE uns nicht geholfen, wäre es wohl nur noch schlimmer geworden.“

Auch in einem Bergdorf mit 4.000 Häusern in der Provinz Kabul ist CARE die einzige Organisation, die den Bewohner:innen, vor allem Frauen und Mädchen, durch ihre wöchentlichen mobilen Kliniken Gesundheitsdienste wie Medikamente, Mütterversorgung und Ernährungsberatung anbietet.

Ein Arzt untersucht ein Kind in Afghanistan

„Jedes Mal, wenn ich hierher komme, sehe ich zwischen 100 und 150 Patient:innen an einem Tag. Grippe, Husten, Durchfall und andere winterbedingte Krankheiten sind die häufigsten Probleme in diesem Dorf. Frauen und Kinder sind am meisten dadurch gefährdet und brauchen dringend Hilfe. Es gibt hier keine Gesundheitszentren und selbst wenn es sie gäbe, könnten sich die meisten Menschen ihre Medizin dort gar nicht leisten. In unserer mobilen Klinik können wir sie ihnen kostenlos zur Verfügung stellen. CARE sorgt damit praktisch alleine für die Gesundheitsversorgung dieser Gemeinde“, berichtet CARE-Arzt Dr. Shamsur Rahman*.

In den vergangenen sechs Monaten konnte CARE in Afghanistan 61.592 Menschen medinzinisch versorgen, davon 65% Frauen und Mädchen in den Provinzen Ghazni, Herat, Balkh, Kabul und Khost.

Die Leistungen umfassen die medizinische Grundversorgung, Gesundheitsfürsorge für Mütter, Ernährungsberatung, Überweisungen an spezialisierte Einrichtungen für Fälle geschlechtsspezifischer Gewalt, COVID 19-Aufklärung und psychosoziale Unterstützung. Darüber hinaus hat CARE Notfallmedikamente, medizinisches Material und Ausrüstung an Gesundheitseinrichtungen verteilt. 

Seit dem Machtwechsel im August 2021 haben Medikamenten- und Ausrüstungsengpässe sowie ausbleibende Gehaltszahlungen für das Personal das ohnehin schon schwache Gesundheitssystem zusätzlich belastet. Schätzungsweise sechs Millionen Menschen haben in Afghanistan keinen oder nur unzureichenden Zugang zur Gesundheitsversorgung. Frauen und Kinder zahlen dabei den höchsten Preis. 

*Namen aus Sicherheitsgründen geändert

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