Fennie trägt eine rote Mütze und blickt in die Kamera.

Fennie Mutibo, 85, rührte in einem Topf mit Nshima, einer traditionellen Maispolenta. Ihre halboffene Küche war vom Haus getrennt und lag auf der anderen Seite des Hofes. Das Feuerholz knisterte. Fennie versuchte, unter den hohen Balken trocken zu bleiben, denn es hatte drei Wochen lang stark geregnet. Sie rückte ihre rote Wollmütze zurecht, als es plötzlich laut knallte und die Küche über ihr zusammenstürzte. Ihr Bein wurde unter einem schweren Balken zerquetscht. Dann fiel das ganze Haus in sich zusammen.
„Der Boden war zu weich, um das Haus zu halten”, erklärt Fennie. Sie sitzt auf dem nun trockenen und von der Hitze eingerissenen Boden vor dem Haus ihrer älteren Schwester Theresa und streckt das verletzte Bein aus. Sie führt ihre Geschichte weiter aus: „Das Haus wurde überflutet und begann zu kippen. Ich hörte zuerst die Teller auf den Boden krachen, später stürzte es ein”, erinnert sich Fennie und streckt ihre Hände in den Himmel, um zu zeigen, wie hoch ihr Haus war, bevor sie sich mit ihrem ganzen Körper nach links neigt, um zu veranschaulichen, wie es kippte.

Sie weiß nicht mehr, wann das Haus gebaut wurde. Sie schließt die Augen, um nachzudenken. Es war alt. Eines der ältesten in der Nachbarschaft. „Ich bin schon lange hier. Solange ich denken kann”, sagt die 85-Jährige.

Fennie sitzt auf dem Boden und streckt ihre Hände in die Luft. Ihr Enkel sitzt neben ihr.
Anschaulich berichtet Fennie von der Nacht, in der sie ihr Haus verlor. Die alte Frau wohnt jetzt bei ihrer Schwester.

Sturzfluten haben in Sambia in den letzten Jahrzehnten an Schwere und Häufigkeit zugenommen. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Bis jetzt. Regenfälle und Überschwemmungen zerstören unsere Häuser. Letztes Jahr waren es meine Nachbarn, dieses Mal hat es mich getroffen“, sagt Fennie. Sie faltet ihre Hände, während sie spricht. Früher hat sie Scones gebacken und sie für einen Kwacha pro Stück verkauft, das sind etwa fünf Cent. Jetzt sieht sie schlecht und hat keine Energie mehr zum Arbeiten. „Ich kann nicht mehr viel machen. Ich bitte meine Nachbarn um Hilfe. Manchmal bringen sie mir etwas Wasser oder Essen.“

Fennie und drei weitere Familienmitglieder stehen vor ihrem zerstörten Haus und schauen in die Kamera.

Auf die Frage, ob der Verlust ihres Hauses das Schlimmste war, was sie je erlebt hat, seufzt sie und schüttelt den Kopf. „Das Schlimmste ist, wenn man nichts zu essen findet. Das eingestürzte Haus ist nur eine zusätzliche Sache in meinem Leben“, sagt sie. 1953 war die schlimmste Hungerkrise, an die sie sich erinnern kann. Auch 1985 sei dramatisch gewesen. Die beiden schweren Jahre wirkten lange wie einmalige Ereignisse. „Jetzt kommt es häufiger vor. Jedes Jahr gibt es nicht genug Regen, dann haben wir nicht genug zu essen. Oder es regnet zu viel, dann finden wir auch keine Lebensmittel und die Vorräte sind aufgebraucht“, sagt Fennie. Wenn der Hunger zuschlägt, ist die einzige Nahrungsquelle für sie und ihre Familie Amaranth, eine Pflanze, die wenig Wasser zum Wachsen braucht. Sie schmeckt wie zarter Spinat oder Mangold. Er wächst in ihrem Garten.

Teresa lebt in Sambia. Sie lächelt in die Kamera.

Fennie lebt nun mit ihrer Schwester Theresa, 88, und den Enkelkindern ihrer Schwester zusammen. Sie sitzen auf der Veranda hinter Fennie. Auf Theresas Schulter liegt ein Gehstock, da sie Schwierigkeiten beim Gehen hat. Theresa trägt die gleiche Wollmütze wie ihre Schwester, aber ihre ist schwarz. Sie nickt gelegentlich, während Fennie spricht. Theresas sieben Kinder sind alle an verschiedenen Krankheiten gestorben. „Wir kümmern uns um die Enkelkinder, weil sonst niemand mehr da ist”, sagt Fennie und winkt dem Mädchen und dem Jungen zu, die an der kühlen Hauswand lehnen.

„CARE kam drei Mal zu uns”, sagt Fennie. Das erste Mal, um den Schaden und die Bedarfe einzuschätzen. Die gesamte Nachbarschaft war von den schweren Überschwemmungen betroffen. Die 24 Haushalte, die es am schlimmsten getroffen hatte, benötigten sofortige Unterstützung. „Beim zweiten Mal kamen sie und gaben mir einige Töpfe, Kanister, Decken, Solarlampen und Chlor.” Beim dritten Mal wurde Bargeld in Höhe von 400 Kwacha verteilt, das sind etwa 20 Euro.

Auf die Frage, wofür sie ihr Geld ausgegeben hat, lacht sie: „Ich habe es noch nicht ausgegeben. Ich will es für den Wiederaufbau meines Hauses verwenden. Ich habe es in eine kleine Blechdose gesteckt und passe gut darauf auf.” Mit ihren Händen zeigt sie, wie klein sie das Geld gefaltet hat, damit es gut in die Blechdose passt. Sie drückt ihre Hände dicht an ihr Herz und macht damit deutlich, wie wertvoll es für sie ist und wie stolz es sie macht, es sicher aufzubewahren. Fennie hofft, dass sie bald wieder in ihrer eigenen Küche kochen und unter ihrem eigenen Dach schlafen kann – und dass die nächste Flut sie nicht trifft: „Man weiß nie, was passieren wird, aber man muss trotzdem weitermachen."

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