Was tun, wenn es in Zarqa tropft, es pocht oder das Wasser nicht abfließt? Immer dieselben Fragen und immer dieselbe Antwort: Am besten Ra’eda Abu Halawa fragen. Die 53-Jährige ist Klempnerin und Frau vom Fach. In Jordanien ist das ungewöhnlich, denn Klempnerinnen gibt es im Land sehr selten. Als Mutter von sechs Kindern macht ihr das wenig aus. Sie installiert Wassertanks, repariert und installiert Rohre im Badezimmer und der Küche.

Portrait von Ra'eda
„Meine Kundinnen brauchen mich“, sagt Ra'eda. Als weibliche Klempnerin fühlen sie sich bei ihr sicher.

Ra‘edas Dienste als Klempnerin sind gefragt. „Während der Coronapandemie bekamen mein Mann und mein Sohn Hassan nur die Hälfte ihres Einkommens. Mein Sohn Abud verlor seinen Job aufgrund der Pandemie sogar ganz, ich musste also handeln“, erzählt sie. „Wir waren im Lockdown und ich hatte sehr wenig Aufträge. Ich habe mich rausgeschlichen, um wenigstens ein paar Aufträge anzunehmen“, fügt sie hinzu. Jetzt kämpft sie mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. „Die Leute bevorzugen es, ihr Geld für das immer teurer werdende Essen zu sparen und nicht für meine Dienste auszugeben, hoffentlich ändert sich bald etwas.“

Aufgeben kommt für Ra’eda trotzdem nicht in Frage. „Meine Kundinnen brauchen mich. Ich arbeite oft in Schönheitssalons oder in Bereichen von Moscheen, in die nur Frauen Zutritt haben.“ Aufgrund der kulturellen Normen fühlen sich Frauen oft nicht wohl damit, dass männliche Klempner bei ihnen zu Hause arbeiten, wenn kein weiterer Mann der Familie anwesend ist. Während die Ehemänner arbeiten, sind die Frauen tagsüber aber oft allein zu Hause. „Als weibliche Klempnerin sind diese Frauen daher offener und aufgeschlossener mir gegenüber. Es macht es sicherer für alle“, so Ra’eda.

Trotz des Erfolgs, sah es geschäftlich vor einigen Monaten für Ra’eda nicht gut aus. „Mir wurden Werkzeuge gestohlen, die ich dringend für meine Arbeit benötige. Dank der Hilfe von CARE konnte ich die Werkzeuge ersetzen sowie weitere schwere Geräte, die ich für meine Reparaturen brauche, anschaffen und bekam zudem noch einen Zuschuss, das hat mich gerettet“, sagt die 53-jährige Jordanierin und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Jetzt habe ich sogar Ersatzteile und kann Arbeitsmaterialien im Voraus bestellen.“

Ra'eda im Gespräch mit Sarah Easter und einem weiteren CARE-Mitarbeiter.
Frauen, wie Ra'eda in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen, steht im Fokus der Arbeit von CARE.

Nicht nur mit Arbeitsmaterialen konnte CARE ihr helfen, sondern auch dabei, ihr Unternehmen professioneller zu gestalten. In einer Schulung lernte sie, wie sie selbst Visitenkarten herstellt. „Meine Visitenkarte ist magnetisch, sodass sie sich andere an ihren Kühlschrank heften können und meine Nummer im Notfall immer parat haben“, so Ra’eda stolz. Ihr größter Traum ist es, einen eigenen Laden aufzumachen, in dem sie auch Werkzeuge ausleiht und verkauft. „Ich bin sehr glücklich und stolz, eine der wenigen weiblichen Klempnerinnen Jordaniens zu sein und würde es begrüßen, wenn andere Frauen dem Vorbild folgen. Es reicht schon, wenn andere Frauen lernen, wie sie etwas reparieren können“, sagt Ra’eda.

An tropfenden Hähnen, Wasserleitungen und Spülungen wird es sicher auch in Zukunft nicht mangeln. Und wer weiß, vielleicht heißt die Antwort dann auf die Frage „Wer kann das reparieren?“ nicht Ra’eda, sondern auch Amal, Latifa oder Fatima.

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