
„Oh eine Powerbank!” Lydia (72) freut sich sehr, als sie ein Paket von CARE öffnet und darin Hygiene-Produkte und das kleine Gerät erhält. Sie wird es nutzen, um eine kleine Lampe aufzuladen, die ihr Zimmer beleuchtet, wenn wieder der Strom ausfällt. Lydia lebt allein in einer Wohnung in Slatopil. Die Stadt wird oft von Beschuss getroffen, Stromausfälle sind häufig. „Der Krieg ist jetzt unser Leben“, sagt sie. „Man muss trotzdem weitermachen und sich daran gewöhnen, um weiterzuleben.“ Lydia hat ihren eigenen Weg gefunden, um mit der Belastung fertigzuwerden. Sie setzt ein kleines weißes Kopftuch auf und beginnt zu beten. Dabei ruft sie laut die 49 Namen der Menschen, die sie in ihr Gebet einschließt. „Auf meiner Liste stehen neun Oleksander“, sagt Lydia. „Ich bete für sie und behalte sie immer in meinen Gedanken. Es sind Verwandte, Menschen, die ich kenne, aber auch Fremde, die ich treffe. Einige kämpfen an der Front. Und ich bete dafür, dass sie diesen Krieg überleben.“
Ihr Hausaltar ist mit Ikonen und Kerzen geschmückt. Während ihres Gebets verbrennt sie Weihrauch. „Ich bete auch für diejenigen, die vermisst werden und von denen wir nie erfahren werden, was mit ihnen geschehen ist. Jemand muss für sie beten, sonst werden sie vergessen." Lydia ist eine unabhängige Frau, die alles selbst erledigt. Sie repariert eigenhändig, was in ihrer Wohnung kaputt wird. Einen Schrank zu befestigen, ist kein Problem für sie. Als ein Mitarbeiter einer CARE-Partnerorganisation ihr helfen will, lehnt sie ab und steht auf, um es selbst zu richten. In jüngeren Jahren war Lydia Tänzerin. Sie zeigt alte Fotos von sich in bunten Kostümen, als sie professionell tanzte.


Helfen lässt sich Lydia aber, wenn es um psychologische Unterstützung geht. Sie nimmt die Beratung in Anspruch, die ein Partner von CARE anbietet. Oft spricht sie dort über ihren Sohn, der vor zwei Jahren an Krebs gestorben ist. Mittlerweile gelingt es ihr, sich auf die glücklichen Momente mit ihm zu konzentrieren. „In Gedanken gehe ich mit ihm zurück an den Strand. Höre die Wellen. Lausche den Geräuschen. Atme und erinnere mich an die Stimme meines Sohnes“, sagt Lydia. „Ich spreche oft mit ihm. Mit seinem Foto hier. Oder dort, wo er begraben liegt. Und ich sage ihm, dass es mir gut geht.“ Vor den Sitzungen mit psychologischer Hilfe war ihr Leben von Angst und Wut bestimmt. „Jetzt komme ich damit zurecht. Jetzt bin ich ruhig“, sagt sie. Auch die Menschen, die sie bei ihren Besuchen in der Kirche trifft, sagen ihr, sie habe sich zum Positiven verändert. Sie fürchtet die Zukunft nicht mehr.

Lydias Kühlschrank ist 26 Jahre alt. Wenn er nicht mehr funktioniert, kann sie es sich nicht leisten, ihn zu ersetzen. Sie bekommt umgerechnet rund 100 Euro Pension. In den Gebieten in der Nähe der Frontlinie leben viele ältere Menschen wie Lydia. Oft fehlt es ihnen an Produkten wie Haarshampoo, Seife oder saugfähigen Einlagen im Fall von Inkontinenz.

CARE hat im Süden und Osten der Ukraine bereits 5.000 Menschen mit Hygiene-Paketen unterstützt. Auch Lydia erhält so ein CARE-Paket mit einem Vorrat an Hygiene-Artikeln. Jetzt hat sie zum Beispiel wieder Shampoo. Sonst wären solche Produkte für sie unerschwinglich. Mit ihrer kleinen Pension kann sie ohne Unterstützung nicht auskommen, seit die Preise so stark gestiegen sind.
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie Frauen wie Lydia in der Ukraine!












































































