Maryna Superson ist Sicherheitsmanagerin bei CARE Ukraine

Mein Name ist Maryna Superson und ich arbeite als Sicherheitsmanagerin bei CARE Ukraine. Vor zwei Jahren habe ich hier angefangen und es ist meine erste Erfahrung in einer internationalen Organisation. Zuvor habe ich sieben Jahre lang als Polizistin in Odessa gearbeitet, doch irgendwann wuchs in mir der Wunsch nach Veränderung. Ich wollte neue Erfahrungen sammeln und meine Erfahrungen aus dem Polizeidienst in einem neuen Bereich einsetzen.

Die Situation in der Ukraine ist herausfordernd und das nicht nur für die Menschen, die nahe der Frontlinie leben, sondern auch für diejenigen, die weit weg davon sind. Selbst in Städten, die hunderte Kilometer entfernt sind, wie Lviv, ist man nie wirklich in Sicherheit. Das Risiko, verletzt oder getötet zu werden, besteht immerzu. Die ständige Bedrohung prägt das Leben aller. In der Ukraine zu leben, ist nicht leicht; hier zu arbeiten sogar noch schwieriger. Ich selbst arbeite fast ausschließlich im Frontgebiet und helfe dort Binnenvertriebenen und der lokalen Bevölkerung. Diese Hilfe zu leisten, spornt mich an.

„Ich habe mich entschieden, zu bleiben“

Viele meiner Freund:innen und Kolleg:innen haben die Ukraine verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen und ich stellte mir die Frage: Warum tue ich das nicht auch? Aber tief in mir wusste ich, dass ich die Ukraine nicht verlassen kann. Ich kann meine Heimat nicht einfach hinter mir lassen und auch wenn ich einmal im Ausland bin, lassen mich die Gedanken an die Situation in der Ukraine nicht los. Es ist unmöglich für mich, einfach abzuschalten. Stattdessen habe ich mich entschieden, in der Ukraine zu bleiben und meine Fähigkeiten einzusetzen, um den Menschen zu helfen, die durch den Krieg alles verloren haben.

Wenn ich aufgrund einer Dienstreise mal nicht in der Ukraine bin, ist es mir wichtig, trotzdem mit meinem Team und der ukrainischen Bevölkerung verbunden zu sein. Über eine spezielle App bekomme ich einen Überblick über die Lage vor Ort. In Echtzeit wird angezeigt, wo gerade Raketenalarm ist. Die Benachrichtigungen kann ich auch nicht abschalten. Obwohl ich in diesem Moment keine Explosionen auf der Straße höre, muss ich wissen, was passiert.

Ein zerstörtes Haus in Izium.
Die Menschen in der Ukraine leben in ständiger Angst vor Bombenangriffen. Maryna hilft bei Evakuierungen.

„Meine Arbeit gibt mir das Gefühl, nützlich zu sein“

Bei Besuchen in anderen europäischen Ländern, wird mir noch klarer, wonach wir in der Ukraine streben. Es geht auch um den Schutz europäischer Werte, um Freiheit, Gleichheit und Achtung der Menschenwürde. Das gibt mir Mut, weiterzumachen.

Meine Arbeit gibt mir das Gefühl, nützlich zu sein. Zwar empfand ich meine frühere Tätigkeit bei der Polizei ebenfalls als sinnvoll, doch ich wollte einen Beitrag leisten, der über die Arbeit im staatlichen System hinausgeht. Nun stehe ich auf der anderen Seite und möchte dabei helfen, die Kommunikation zwischen Nichtregierungsorganisationen wie CARE und der Regierung zu optimieren, um so die Hilfe für die Bevölkerung effizienter zu gestalten. Das fühlt sich richtig an.

Was mich dabei besonders inspiriert, sind meine Kolleg:innen. Sie kommen aus verschiedenen Ländern und Kulturen aber alle mit dem gleichen Ziel: sie wollen den Menschen helfen. Diese Entschlossenheit, etwas zu bewirken, treibt mich an. Und auch ich möchte meinen Teil dazu beitragen, die Zivilgesellschaft in der Ukraine zu unterstützen – nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern weil ich davon überzeugt bin, dass wir es gemeinsam schaffen können.

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