Die Republik Kosovo ist eines der ärmsten Länder Europas. Insbesondere Frauen in ländlichen Regionen haben oft keine Perspektive und sind von der generell hohen Arbeitslosigkeitsrate im Land betroffen. Mit dem IWKA-Projekt (Including Women in Kosovo’s Agribusiness) setzt CARE genau hier an und schafft Arbeitsmöglichkeiten für Frauen.

Hier erzählen wir die Geschichten von vier Landwirtinnen, die es dank ihrer Teilnahme an dem CARE-Projekt und trotz vieler Herausforderungen geschafft haben, sich selbstständig zu machen und als Vorbilder voran gehen.

Makfire Avdiu

Makfire steht in ihrem Gewächshaus.
„Eine Frau hier im Kosovo zu sein ist nicht immer einfach, aber wenn man Mut, Bestreben und Willen hat, ist alles möglich.“

Makfire verlor in den neunziger Jahren durch die Konflikte auf dem Balkan Haus und Hof. 2003 begann sie, ihren landwirtschaftlichen Betrieb wieder neu aufzubauen. In einem kleinen Gewächshaus baute sie Obst und Gemüse für sich und ihre Familie an, welches sie schließlich auf regionalen Märkten verkaufte. Doch das Einkommen reichte nicht aus, um ihren erblindeten Mann und ihre drei Kinder ernähren zu können. 2014 konnte Makfire jedoch an einer Fortbildung im Rahmen des IWKA-Projektes von CARE für weibliche Landwirtinnen teilnehmen. In den Trainings lernte sie, Businesspläne zu erstellen, sich mit anderen landwirtschaftlichen Unternehmerinnen zu vernetzen und ihre Anbaufläche zu vergrößern.

Makfire steht in ihrem Gewaechshaus, umringt von Gemuese.

Aus dem IWKA-Projekt erhielt Makfire ein 300 m² großes Gewächshaus mit modernem Bewässerungssystem. Nun kann sie das ganze Jahr über Spinat, Kohl, Zwiebeln, Paprika und Knoblauch anbauen. Inzwischen hilft ihr ältester Sohn bei den schweren körperlichen Arbeiten. Makfire verkauft selbst hergestellten Sirup, Marmelade, Eier und Käse in Bioqualität.

Um gänzlich sorglos zu leben reicht das Geld leider trotzdem nicht. Ihr Haus ist baufällig. Nur ein Zimmer ist darin derzeit bewohnbar. Trotzdem ist sie stolz auf sich und möchte auch in Zukunft ihre Ziele weiterverfolgen: „Ich habe das alles erreicht und werde nie aufhören.“ Für den Beistand von CARE ist Makfire zutiefst dankbar: „Diese Hilfe war für mich wie ein Wunder.“

Rita Gashi

Rita schneidet Thymian.
„Ich weiß jetzt, dass ich einen sicheren Job habe. Ich kann von zu Hause aus arbeiten und mich gleichzeitig um meine Familie kümmern.“

Mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern lebt Rita im Kosovo auf dem Land, eine Stunde entfernt von der Hauptstadt Pristina. Jobmöglichkeiten gibt es dort kaum, also schuf sich Rita selbst eine: „Ich wollte als Frau selbstbewusst sein, mich als Unternehmerin selbst stärken und entscheiden, wer ich in Zukunft sein möchte. Ich wollte nicht abhängig sein.“ In ihr reifte der Gedanke, in der Landwirtschaft zu arbeiten und es als Kräuterbäuerin zu versuchen. Sie erinnerte sich daran, bereits als Kind gerne Wildpflanzen in der freien Natur gesammelt zu haben. Rita besuchte landwirtschaftliche Weiterbildungsseminare von CARE und Partnerorganisationen und begann, in ihrem Garten Heilkräuter anzupflanzen.

Heute ist Rita Landwirtin und bestreitet ihren Lebensunterhalt durch den Anbau und Verkauf von Kräutern und Heil- und Aromapflanzen. Auf ihrem Grundstück pflanzt sie Calendula, Rosmarin, Lavendel und Thymian an. Das derzeitige Gewächshaus, in dem sie winterempfindliche Pflanzenarten züchtet, soll bald durch ein Größeres ersetzt werden. Durch CARE erhielt Rita eine Maschine zur Bodenauflockerung sowie eine Schneidemaschine für die Kräuter. „Die hat mir sehr geholfen. Die Maschine übernimmt die Arbeit, die ich früher stundenlang von Hand gemacht habe. Dank ihr hat sich meine Arbeitszeit um die Hälfte reduziert.“

Rita arbeitet auf ihrem Feld.
Thymian von Ritas Feld.

Rita ist es wichtig, dass die Unterstützung für Landwirtinnen im Kosovo fortbesteht: „Es gibt hier viele Frauen, die Unterstützung brauchen. Sei es in Form einer festen Anstellung, Ausbildung oder eines gezielten Trainings, um sie auf das Leben vorzubereiten und sie unternehmerisch selbstständig zu machen.“ Die Weiterbildungskurse sind hierfür ganz zentral, denn in diesen werden weibliche Landwirtinnen hinsichtlich Verkauf, Netzwerke und bessere Anbaumethoden beraten. „Wir Anfängerinnen benötigen immer noch Ratschläge von Agronom:innen, die Expert:innen auf ihrem Gebiet sind. Das Klima ändert sich, die Technik entwickelt sich jeden Tag weiter. Hier brauchen wir Beratung.“

Rita ist glücklich als Landwirtin und kann mittlerweile durch ihre Einkünfte aus dem Kräuterverkauf ihren Kindern eine Ausbildung finanzieren. Diesen möchte Rita als Vorbild dienen: „Mein Ziel ist es, meiner Familie nahe zu sein und einen Arbeitsplatz zu haben, an dem meine Kinder sich ein Beispiel nehmen können, damit sie sich in Zukunft vielleicht auch mit solchen Arbeiten befassen und unser Land nicht verlassen, wie so viele junge Leute es tun.“ 

Marija Miladinovic

Marija hält Knoblauch in der Hand.
„Ich bin stolz auf meine Arbeit. Es ist ein Beitrag für die Familie.“

Marija ist studierte Ökonomin und konnte trotz ihrer guten Ausbildung im Kosovo keine Arbeit finden. Gemeinsam mit ihrem Mann begann sie Gemüse anzubauen. Den Fokus legte Marija dabei auf den Anbau und Verkauf von Zwiebeln und Knoblauch, den sie in ihrer Scheune nach der Ernte trocknet. In den Anfangsjahren waren es nur wenige Kilogramm Knoblauch, letztes Jahr war es dann schon eine Tonne. Speziell den Knoblauchanbau will sie weiter steigern: „Nächstes Jahr möchte ich mehr als das Fünffache des diesjährigen Ertrags erreichen!“

Der Knoblauch von Marija trocknet an der Decke des Schuppens.

Benötigt werden hierfür insbesondere Saatgut und Maschinen. Von CARE erhielt Marija einen Traktoranhänger, auf dem sie den Knoblauch und die Zwiebeln aufladen und transportieren kann. „Mit Hilfe der Maschinen können wir unser Geschäft weiter ausbauen. Wir planen, unsere Produktion zu erweitern.“

Marija ist dankbar, dass sie am IWKA-Projekt teilnehmen kann und nun ein Einkommen hat. Der regelmäßige Austausch mit anderen Frauen in der Landwirtschaft, welcher in dem CARE-Projekt gezielt gefördert wird, sieht sie als große Bereicherung: „Ich habe durch das Projekt wunderbare Menschen kennengelernt.“

Besnike Krenzi

Besnike präsentiert ihre Produkte aus Honig.
„Durch die Bienen konnte ich mich selbst finden.“

Besnike schaute für lange Zeit in eine ungewisse Zukunft. Das Gehalt der gelernten Erzieherin war oft zu knapp, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ohne Vorkenntnisse begann sie als Imkerin zu arbeiten, um etwas Geld zu verdienen. Schließlich und zu ihrem großen Glück wurde sie Teil des IWKA-Projekts von CARE. Durch diese Unterstützung kann Besnike mittlerweile ihrer Familie ein geregeltes Einkommen sichern. Im letzten Jahr produzierte sie mithilfe ihrer 150 Bienenstöcke insgesamt 200 Kilogramm Honig, den sie zum Verkauf anbietet (lesen Sie hier mehr zu Besnikes Erfolgsgeschichte). Zu ihren Bienen verspürt Besnike eine tiefe Verbundenheit und weiß, dass sie ihnen viel zu verdanken hat. „Wenn ich gesund bleibe, hoffe ich, dass ich mein ganzes Leben lang mit Bienen arbeiten werde. Ich mag sie wirklich“.

Im IWKA-Projekt unterstützt CARE gemeinsam mit den kosovarischen Partnerorganisationen Women for Women Kosovo (W4W-K) und Civil Rights Program Kosovo (CRPK) Frauen im Kosovo und bildet sie in drei Jahren zu Landwirtinnen aus. Das Projekt ermöglicht den Frauen an agrarischen Schulungen teilzunehmen, unterstützt sie bei der Erstellung von Businessplänen, beim Aufbau von Kleinunternehmen sowie bei der Vernetzung mit anderen weiblichen Landwirtinnen. Auch erhalten die Frauen Sachleistungen wie Gewächshäuser oder Erntemaschinen, die beim Auf- und Ausbau ihrer landwirtschaftlichen Betriebe helfen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. Ziel ist, Frauen im Kosovo weiterzubilden, ihnen ein eigenes Einkommen zu ermöglichen und damit einer Abwanderung entgegenzuwirken. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Derzeit läuft eine vierte Runde, in der weitere Kandidatinnen ausgesucht werden.

Ein Gruppenfoto der teilnehmenden Frauen aus dem CARE-Projekt.
Besnike im Women Club der CARE-Partnerorganisation Women for Women Kosovo.

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