Von Leila*, 22, aus Afghanistan
„Zuhause in Afghanistan ging ich zur Schule. Aber als der Krieg wieder ausbrach, mussten wir Mädchen den ganzen Tag im Haus bleiben. Meine Familie und ich flohen in den Iran, aber dort hatten wir neue Probleme. Afghanische Flüchtlinge sind dort nicht willkommen. Wir wurden nicht registriert und fürchteten jeden Tag, abgeschoben zu werden. Also beschloss meine Familie, die Reise fortzusetzen und zu versuchen Deutschland zu erreichen. Wir haben gehört, dass in Deutschland Flüchtlinge frei sind, dass sie studieren und arbeiten können und die Situation besser ist, als im Iran."
„Die Grenzschließungen in Europa sorgen dafür, dass wir nun in Griechenland feststecken. Wir leben im Camp Elliniko, aber das Leben hier ist nicht einfach. Es ist nicht friedlich, die Männer prügeln sich und alle sind frustriert. Wenn ich Glück habe, werde ich es nach Deutschland schaffen.“
Leilas Familie hatte nicht genug Geld, um nach Deutschland zu kommen. Sie schickten ihre jüngste Schwester, jetzt 16 Jahre alt, nach Deutschland und hoffen auf Familienzusammenführung. Das junge Mädchen lebt in einer Flüchtlingsunterkunft und, wie Leila stolz erzählt, „nimmt an einer Menge Kurse teil und lernt sehr viel.“ In der Zwischenzeit bleibt ihre ältere Schwester in Griechenland.
*Name geändert
Mein Leben im Flüchtlingscamp Elliniko
„Ich lebe in einem Lager für Flüchtlinge. Bevor die Zelte hier in Reihen aufgebaut wurden, muss das hier eine Art Sportplatz gewesen sein, vielleicht für Baseball oder Hockey. Jetzt ist es mein Zuhause.“
„Die Lebensbedingungen sind schwierig. Ich wohne mit meiner Familie zusammen in einem Zelt. Mit fünf Personen auf engstem Raum zu schlafen ist schwer, man ist nie allein und hat kaum Platz.“
„Es geht mir dabei nicht um mich – ich bin eine erwachsene Frau und verstehe, warum die Situation ist, wie sie ist. Ich sorge mich aber um die Kinder hier im Lager. Sie haben kein Spielzeug und es gibt keine Spielplätze für sie. Sie müssen mit leeren Dosen und Steinen spielen und mittags wird es hier so heiß, dass man nicht mehr im Zelt sitzen kann.“
„Nicht weit von hier ist ein Strand, wo die Kinder hingehen, um sich abzukühlen. Danach kommen sie wieder ins Camp und schlafen.“
„Was mir den Tag versüßt, sind die langen Spaziergänge außerhalb des Camps. In Afghanistan oder im Iran konnte ich das nie tun. Ich musste immer in Begleitung eines Mannes sein und konnte nicht einfach hingehen, wo ich wollte. In Griechenland genieße ich diese Freiheit, obwohl ich mich zuerst unwohl dabei fühlte. Ich hatte das Gefühl, die Leute würden mich anstarren und aufstehen, wenn ich mich zu ihnen auf eine Bank setze. Aber nach einigen Tagen änderte sich das. Vielleicht fühlte nur ich mich unwohl und nicht die Griechen. Ich mache oft lange Spaziergänge am Wasser oder in der Stadt – und ich freue mich, überall Blumen zu sehen.“
„Die schönste Zeit des Tages ist der Sonnenuntergang. Die Farben des Himmels stimmen mich melancholisch und ruhig zugleich. Jeden Abend bekomme ich dieses Gefühl. Es ist wie eine große Traurigkeit. Diese Traurigkeit verschwindet dann wieder während der langen Spaziergänge. Dann sehe ich von neuem, wie schön das Leben um mich herum ist. Wie zum Beispiel das Leben des Paares, das ich an einem Hügel nahe der Akropolis getroffen habe. Sie leben in Sicherheit. Sie werden geliebt. Ich hoffe, eines Tages geht es uns allen genauso.“
Diese Geschichte ist Teil des Fotoprojektes „Mit ihren Augen“, welches von CARE Griechenland in Kooperation mit dem Melissa Center in Athen durchgeführt wurde und dem Leser einen Einblick in den Alltag urban lebender Flüchtlingsfrauen und –Mädchen gibt. Die Namen der Projekteilnehmerinnen werden aus Sicherheitsgründen nicht genannt. CARE unterstützt geflüchtete Familien in Griechenland mit Bargeld, Unterkünften und weiteren Hilfsmaßnahmen, finanziert durch die Europäische Kommission.
Lernen Sie die Geschichten weiterer Teilnehmerinnen unserer „Mit ihren Augen“-Serie kennen: Rabia (Teil 1 und Teil 2), Sarah, Amene.
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