Zum Weltmädchentag macht sich CARE-Bundesfreiwilliger Lennart Kirchhoff Gedanken über Rollenverteilungen und Unrecht im Bezug auf Frauen und Mädchen. Denn: das geht auch junge Männer etwas an!
Ich bin seit Anfang September 2016 Bundesfreiwilliger bei CARE in der Presseabteilung. Jetzt, nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung und Einarbeitung, möchte ich meinen ersten Blogeintrag schreiben. Worüber? „Warum nicht zum Weltmädchentag am 11. Oktober“, schlägt eine Kollegin vor. Zuerst zögere ich. Schließlich bin ich ja kein Mädchen. Aber schließlich geht es beim Weltmädchentag gerade um die weltweit vorhandene Benachteiligung von Mädchen. Und das geht mich dann und vielleicht auch vor allem als junger Mann etwas an. In meiner Schulzeit habe ich nicht viel von Themen wie Mädchen- und Frauenrechte gehört. Es gab ab und zu ein paar Flyer, am Mädchentag, dem „Girls‘ Day“, konnten meine Mitschülerinnen in typische Männerberufe reinschnuppern. Aber ansonsten? Ansonsten lernten wir nicht viel zu dem Thema, und es erschien mir auch nicht wichtig. An unserem Gymnasium gab es mehr Mädchen als Jungs, und ich hatte auch Lehrkräfte, die Mädchen bevorzugten und ihnen bessere Noten gaben. Das war zumindest mein subjektiver Eindruck. Natürlich gab es auch typische „Jungsfächer“: Mit einigen Ausnahmen wurde zum Beispiel der Informatikunterricht von Jungs dominiert. Worum geht es also beim Weltmädchentag? Es ist doch alles in Ordnung hier!
Die Liste an Ungerechtigkeiten ist lang
Nun, auch in Deutschland ist zwar nicht alles in Ordnung, aber es geht beim Weltmädchentag auch nicht vorrangig um Deutschland. Es geht darum, dass Mädchen weltweit nicht die gleichen Chancen und Rechte haben, dass sie nicht zur Schule gehen können oder dürfen, dass sie gegen ihren Willen verheiratet werden, dass Armut vor allem Frauen und Mädchen trifft. Vergewaltigung als Waffe, Genitalverstümmelung, Menschenhandel, gezielte Abtreibung von weiblichen Föten, häusliche Gewalt: die Liste an Ungerechtigkeiten ist lang.
„Wie kann man diese lange Liste der Ungerechtigkeiten angehen,“ frage ich mich bei der Recherche. „Wo soll man hier nur anfangen?“. Die Antwort ist wohl, dass man erst mal sehen muss, dass man etwas ändern muss, und dass man das auch kann. Schritt für Schritt. Bei CARE haben wir bei allen Projekten besonders Frauen und Mädchen im Blick, eben weil sie am stärksten unter Not leiden. Die Unterstützung von Mädchen und Frauen kann ganz unterschiedlicher Art sein, zum Beispiel durch die Gründung von Kleinspargruppen. Mehrere Frauen zahlen zusammen in einen Topf (den metaphorischen Topf) ein, und von dem Geld darf reihum jede eine Investition tätigen, von deren Gewinn sie das Geld wieder zurückzahlt. Ein toller Erfolg ist die Geschichte von Goretti Nyabenda aus Burundi, die mich sehr beeindruckt hat: Sie ging nicht aus dem Haus und wurde von ihrem Mann nicht sehr gut behandelt. Durch eine Kleinspargruppe für Frauen konnte sie die finanzielle Situation der Familie so sehr verbessern, dass sie mehr Geld als ihr Mann verdient und er sie respektiert. Ihre ganze Geschichte könnt ihr hier in der CARE-Affair #6 auf Seite 64 lesen.
Der Weltmädchentag geht uns alle etwas an
Was haben wir aber mit Frauen wie Goretti zu tun? Trotz tausenden Kilometern Entfernung können wir ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Wie? Durch Spenden, zum Beispiel an CARE. Aber auch dadurch, dass wir – und das nicht nur am Weltmädchentag – uns über die Ungerechtigkeiten auf dieser Welt Gedanken machen, Ungerechtigkeiten zwischen verschiedenen Ländern und Regionen, aber eben auch in Bezug auf die Rollenverteilung und Chancen zwischen Mann und Frau. Das geht uns alle etwas an.
Zum Schluss wünsche ich allen Mädchen und Frauen einen schönen Weltmädchentag und hoffe, dass wir gemeinsam eine bessere Zukunft gestalten können. Ganz besonders wünsche ich mir das für diejenigen, die diesen Beitrag nicht lesen können, weil sie keinen Internetzugang haben, oder, weil sie nie zur Schule gehen und lesen und schreiben lernen konnten. Für all die Frauen und Mädchen, die ihr Leben nicht so leben dürfen, wie sie es wollen, und für alle, die Hilfe brauchen, hoffe ich, dass der Weltmädchentag irgendwann ein Grund zum Feiern ist.
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