„Seit ich jung war, habe ich mich für diejenigen eingesetzt, die sich nicht selbst verteidigen konnten. Ich habe mehr als einmal Mitschüler dazu aufgefordert aufzuhören, junge Mädchen zu schikanieren. Das hat mich nie sehr beliebt gemacht, aber ich wollte einfach nicht, dass andere leiden.

Ich bin mit dieser Eigenschaft aufgewachsen und jetzt benutze ich sie, um für Frauen und Mädchenrechte in meinem Land Südsudan zu kämpfen. Bis heute werden Frauen hier nicht in wichtige Entscheidungen miteinbezogen, obwohl viele Themen sie mehr als alle anderen im Land betreffen. Fragen der Friedenssicherung und Konfliktlösung etwa werden noch immer von der Männerwelt dominiert.

Heute arbeite ich als Genderexperte für CARE. Diese Rolle in einem so konfliktreichen Land wie Südsudan auszufüllen, ist sehr spannend aber gleichzeitig auch herausfordernd. Neben anhaltenden Kämpfen leiden meine Mitmenschen auch an mangelndem Zugang zu Trinkwasser und nahrhaftem Essen. Gleichzeitig haben wir Helfer Schwierigkeiten, die Menschen mit unserer Hilfe überhaupt zu erreichen; unser Zugang zu ihnen ist oftmals versperrt.

Partizipation von Frauen fördern

Meine Aufgabe ist es, Frauen und Mädchen dazu zu ermutigen, ihre Rechte geltend zu machen. „Empowerment“ bedeutet, mehr Frauen und Mädchen in die Lage zu versetzen, größere Verantwortung in ihren Gemeinschaften zu übernehmen und ihre Anliegen klar zum Ausdruck zu bringen.

Es ist eine ziemliche Herausforderung, junge Mädchen dazu zu inspirieren, an sich selbst zu glauben, da es hier nicht viele weibliche Vorbilder gibt. Die meisten Frauen und Mädchen im Südsudan verlassen die Schule vorzeitig und besuchen keine Universität. Der kulturelle und strukturelle Aufbau unserer Gesellschaft schätzt die Rechte der Frauen nicht und wichtige Entscheidungen fallen oft zugunsten von Jungen.

Das Bedürfnis nach kulturellem Wandel

Es ist nicht verwunderlich, dass nur wenige Frauen im humanitären Bereich arbeiten. Viele Menschen hier öffnen sich nur langsam für neue Ideen. Es bedarf viel Mut, besonders konservative Gemeinschaften davon zu überzeugen, dass ein Mädchen einem Jungen ebenbürtig ist.

Die Menschen fürchten, dass ihre alten Traditionen infrage gestellt werden. Deshalb sprechen wir immer zuerst mit den Ältesten und diskutieren mit ihnen Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit. Es braucht Zeit, um Verhaltensweisen zu ändern, aber die meisten verstehen am Ende unserer Gespräche, warum eine Veränderung notwendig ist. Mit ihrer Unterstützung sind wir auch in der Lage, die Gemeinden davon zu überzeugen, alte Traditionen und Strukturen zu verlassen.

Mein größter Wunsch

Ich träume von einem Südsudan, in dem alle Menschen fair und gleich behandelt werden, unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Herkunft. Es ist eine große Aufgabe, aber ich werde weiter hart arbeiten, um diesen Wunsch zu verwirklichen. Tausende Menschen arbeiten schon jetzt Tag und Nacht daran. Wenn unser gemeinsamer Traum eines Tages zur Realität wird, werde ich sagen können, dass ich einen Beitrag zu einem Land geleistet habe, das nicht nur die Rechte von Frauen und Mädchen respektiert, sondern sie auch bei der Entfaltung ihrer Potentiale unterstützt."

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