Eindringliche Schilderungen zur Lage von Cyril Bassil, CARE-Kommunikationsexperte im Libanon: „Viele Menschen sind inzwischen so stark traumatisiert, dass sie nicht mehr schlafen können.“

Beirut, 25.10.2024. Angesichts der eskalierenden Gewalt im Libanon berichtet Cyril Bassil, CARE-Kommunikationsexperte im Libanon, über die dramatische Situation, die die Zivilbevölkerung inmitten der anhaltenden Bombardierungen erleben:

„Bereits die zweite Nacht in Folge waren in Beirut die ununterbrochenen Bombenangriffe zu hören. Viele Menschen sind inzwischen so traumatisiert, dass sie nicht mehr schlafen können und in ständiger Angst leben. Bei einem unserer Hilfseinsätze in den Notunterkünften mussten wir miterleben, wie Menschen - darunter auch Kinder - weinend und schreiend zusammenbrachen, wenn die Kampfjets die Schallmauer durchbrachen. Die andauernde Angst und die psychische Belastung sind für die Zivilbevölkerung unerträglich.“ CARE fordert deshalb einen sofortigen Waffenstillstand und leistet neben Nothilfe auch psychologische Unterstützung für Betroffene.

Zunehmende humanitäre Krise

Cyril Bassil beschreibt weiter die prekäre Lage für die Zivilbevölkerung, die die Hauptlast der Gewalt trägt. „In Regionen wie der Bekaa-Ebene, wo CARE seit Jahren Kleinbäuerinnen und Kleinbauern unterstützt, weigern sich viele, ihr Land zu verlassen, obwohl sie in großer Gefahr sind. Diese Männer und Frauen haben hart gearbeitet, um nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben und ihre Familien zu ernähren. Sie hoffen jeden Tag auf ein Ende der Gewalt.“

Andere Familien haben ihre Heimat verlassen und sind Teil der etwa 1.2 Millionen Vertriebenen im Land. „Die Lage wird immer schlimmer“, so Bassil. „Die über 800 Notunterkünfte sind bereits überfüllt.“ Die Lebensbedingungen in den provisorischen Unterkünften sind katastrophal. Es fehlt an grundlegender Infrastruktur wie Duschen, Schlafplätzen und sanitären Einrichtungen. Besonders alarmierend ist, dass fast die Hälfte der Bewohner:innen (47 Prozent) Kinder sind, die bereits schwer traumatisiert sind.

Schutz für die Zivilbevölkerung und humanitäre Helfer:innen erforderlich 

„Die Zivilbevölkerung und humanitäre Helfer:innen müssen geschützt werden. Ein sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand ist unerlässlich, um weiteres Leid zu verhindern und einen sicheren Zugang zu humanitärer Hilfe für die Bedürftigsten zu gewährleisten,“ betont Bassil. „Das internationale humanitäre Völkerrecht muss respektiert werden.“

CARE wird die Menschen im Libanon weiter unterstützen. Die Büros in Beirut und Tripoli arbeiten mit acht lokalen Partnerorganisationen zusammen, um täglich Nothilfe zu leisten, Mahlzeiten und Hygienesets im Zentrum sowie im Norden des Landes zu verteilen.

Für Interviews zur Lage vor Ort in englischer Sprache stehen Ihnen Cyril Bassil, Kommunikationsexperte bei CARE im Libanon und Maya Andari, Direktorin für Programmqualität bei CARE im Libanon, zur Verfügung.

Medienkontakt

Bei Fragen oder zur Vermittlung von Interviewpartner:innen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Grafik die eine weibliche CARE-Mitarbeiterin illustriert.